In einigen Arbeitsbereichen ist es notwendig sogenannte ESD-Kleidung zu tragen. Diese spezielle Kleidung ist vonnöten, um gegen elektrostatische Entladung geschützt zu sein. Dies betrifft beispielsweise die Elektroindustrie. Doch wofür steht das Kürzel eigentlich? Was sind die Schutzeigenschaften ESD-zertifizierter Kleidung und welche Bedingungen müssen erfüllt werden? Mit diesen Themen setzt sich der nachfolgende Blogartikel auseinander.
Definition
ESD steht für Electrostatic Discharge (dt. elektrostatische Entladung). Wenn zwei Materialien mit unterschiedlicher Elektronenaffinität in Kontakt kommen und wieder getrennt werden, entsteht der sogenannte triboelektrische Effekt, auch bekannt als Reibungselektrizität. Die Elektronen ordnen sich unterschiedlich auf den beiden Materialien an und erzeugen so ein Ungleichgewicht auf den Objekten. Nähern sich Gegenstände mit unterschiedlichem Potenzial, so kann sich die Ladung schlagartig entladen.
Wie wirkt ESD-Kleidung?
ESD-Kleidung enthält spezielle eingearbeitete Leitgarne. Sie besitzen sehr gute Leiteigenschaften, sind jedoch nur schlecht bis gar nicht aufladbar. Diese Eigenschaften minimieren bzw. verhindern vollkommen elektrostatische Entladung. Die Pflicht zum Tragen ESD-zertifizierter Kleidung besteht daher in sogenannten EPAs (Electrostatic Protected Area). Dazu gehört beispielweise die Mikroelektroindustrie. Eine Prüfung der Materialien der Schutzkleidung findet durch die Messung des Oberflächenwiderstands oder der Abklingzeit der erzeugten Ladung statt.
WICHTIG: ESD-Kleidung muss möglichst eng am Körper getragen werden und die Unterbekleidung komplett bedecken.
Gefahren durch ESD
Fassen Mitarbeiter elektronische Bauteile ohne ESD-Schutzkleidung an, kann es schnell zu einer elektrischen Entladung kommen. Gewöhnliche Kleidung, Haut und Haare sind sehr anfällig für hohe Ladungen, sie nehmen diese leicht auf und halten sie. Schon Spannungen ab 100 Volt verursachen immense Schäden an elektrischen Komponenten. Schlimmstenfalls können komplette Geräte, Systeme und Anlagen ausfallen.
Normen
DIN EN 1149-5
Beschreibt die Anforderungen von Materialien in Bezug auf die elektrostatisch ableitenden Eigenschaften von Schutzkleidung
DIN EN 61340
Die DIN 61340 beschreibt den Umgang mit Elektrostatik insbesondere in Bezug auf elektronische Bauteile. Sie ist unterteilt in 5 Dokumente, die Messverfahren, Prüfverfahren, Simulation und Schutz vor Elektrostatik behandeln.
ESD-Kleidung hat viele Gesichter
Handschuhe
Das Obermaterial von ESD-Handschuhen unterscheidet sich von Modell zu Modell. Häufig wird nahtloser Nylon-Feinstrick für ein angenehmes Hautgefühl verwendet, versehen mit eingearbeiteten Carbonfasern. Diese verleihen dem Handschuh seine antistatischen Eigenschaften. Für Arbeiten in öliger oder nasser Umgebung verfügen einige Handschuhe über eine zusätzliche Teilbeschichtung aus Nitril. So wird hervorragender Trockengriff und Abriebfestigkeit gewährleistet. Ein zusätzlicher Pluspunkt der Beschichtung ist die Touchscreen-Fähigkeit.
Hosen
ESD-zertifizierte Hosen sind ein komfortabler Begleiter bei Arbeiten mit Mikroelektronik. Das Obermaterial der Arbeitshosen besteht zumeist aus einem angenehmen, leichten Gewebe, in welches antistatische Karbonfasern eingearbeitet wurden. Diese verhindern eine statische Aufladung der Hose. Zusätzliche Features können ergonomisch vorgeformte Hosenbeine oder praktische Multifunktionstaschen sein.
Oberteile
Oberteile für ESD-pflichtige Arbeitsumgebungen finden Sie in vielerlei Formen. Vom einfachen T-Shirt bis hin zur Sweatjacke oder einem passenden Hemd ist alles dabei. Die im Gewebe verarbeiteten antistatischen Karbonfasern verleihen den Oberteilen die optimale Eignung für Arbeiten mit Mikroelektronik. Bei der Verwendung der Materialien wird zudem darauf geachtet, ein angenehmes Tragegefühl zu erzeugen.
Socken
Diese speziellen Socken sind für ESD-Bereiche konzipiert. Neben dem Transport von Feuchtigkeit nach außen für ein trockenes Fußklima, weisen auch diese Kleidungsstücke die notwendige Metallfaser auf. So wird eine elektrostatische Entladung verhindert und schützt sowohl Träger als auch sensible elektrische Bauteile vor der Schädigung.
Sicherheitsschuhe
Sicherheitsschuhe, die eine ESD Tauglichkeit in sensiblen Bereichen erfordern, sind in sämtlichen Sicherheitsklassen erhältlich. Bei diesen Schuhen werden durch spezielle Behandlung oder entsprechende Bauteile Ableitwiderstände von ca. 35 Megaohm geschaffen. Dadurch wird eine hohe statische Aufladung verhindert und gleichzeitig eine Erdung erreicht.
Für ESD-Sicherheitsschuhe gibt es oftmals auch leitfähige Einlegesohlen. Damit profitiert der Träger zusätzlich von antibakteriellen und fungiziden Eigenschaften. Die anatomische Form sorgt außerdem für hohen Abrollkomfort.