Sicherheitsschuhe sind in verschiedene Klassen aufgebaut. Auf den ersten Blick erscheinen Sie kompliziert. Wir verschaffen Ihnen den Durchblick bei Abkürzungen wie S1, S1P und S3, welche Anforderungen dahinter stecken und welche Sicherheitsklasse welchen Anwendungsbereich hat.
Alle Sicherheitsklassen auf einen Blick
Sicherheitsklasse SB
Da wäre einmal die Klasse SB. Schuhe mit dieser Klasse sind im Prinzip normale Schuhe, die mit einer Schutzkappe versehen sind, welche gemäß DIN EN 12568 zertifiziert ist. Somit sind Schuhe dieser Klasse die einfachsten Modelle. Aufgrund der geringen Schutzvorkehrungen ist das Einsatzgebiet dieser Schuhe jedoch relativ begrenzt. Meist sieht mal solche Schuhe in medizinischen Einrichtungen, wie z.B. Krankenhäusern, bei denen keine großen Gefahren zu erwarten sind, beispielsweise in Form von Clogs wie den „7131041“ von ABEBA.
Sicherheitsklasse S1 und S1P
Und schon kommen wir zu den etwas weiter verbreiteten Klassen: S1 und S1P. Oftmals werden Schuhe dieser Klassen als die ersten „richtigen“ Sicherheitsschuhe angesehen. Der Grundaufbau dieser Schuhe ist meist auch der der höheren Klassen. Herzstück der Schuhe ist natürlich wie immer die Zehenschutzkappe, die vor Stößen und herabfallenden Gegenständen schützt. Diese können entweder aus Stahl, Aluminium, Kunststoff oder in ganz seltenen Fällen aus Titan gefertigt sein. Die genauen Unterschiede dieser Materialien finden Sie in unserem Artikel über Kappenarten. Des Weiteren müssen alle Sicherheitsschuhe ab Klasse S1 eine geschlossene Ferse aufweisen. So wird die Gefahr eliminiert, dass Gegenstände von Hinten in den Schuh gelangen und so zu Verletzungen führen können. Zusätzlich muss die Sohle antistatisch behandelt sein, um dem Träger einen gewissen Isolationsschutz zu bieten. Dies ist jedoch nicht mit der ESD—Zertifizierung zu verwechseln. Im Fersenbereich muss ein gewisses Energieaufnahmevermögen vorhanden sein. So wird sichergestellt, dass Rücken und Gelenke durch die Verwendung der Schuhe nicht zu sehr belastet werden. Zu guter Letzt muss die Laufsohle kohlenwasserstoffbeständig aufgebaut sein. Sprich sie darf sich bei Kontakt mit Öl oder Benzin nicht auflösen oder verformen. Die Klasse S1P hat zusätzlich einen Durchtrittschutz in der Sohle. Dieser verhindert, dass sich Nägel und sonstige Spitze Gegenstände durch die Sohle bohren, und Ihren Fuß verletzen. Das „P“ ist in diesem Zusammenhang die Abkürzung für „Penetration“. Der Durchtrittschutz besteht entweder aus einer Stahl- Einlage unter der Brandsohle, oder aus einer festen Textil-Schicht unter der Einlegesohle. Der Vorteil von Stahl-Einlagen gegenüber dem Pendant aus Textil ist, dass diese einen etwas höheren Penetrationsschutz bieten, jedoch durch das verwendete Material nicht sehr flexibel sind. Zudem bleibt bei Stahl-Einlagen ein kleiner Spalt an der Sohlenseite, durch die Nägel dringen können. Die Textil-Sohlen eliminieren diese Gefahr, da sie direkt mit der Brandsohle vernäht werden und so kein Spalt entsteht. Zudem sind diese deutlich leichter und Flexibler aus solche aus Stahl.
Sicherheitsklasse S2
Die Sicherheitsklasse S2 ist relativ einfach erklärt. Sie ist bis auf ein entscheidendes Detail identisch mit Klasse S1: Der wasserabweisenden Behandlung. Das Obermaterial, welches ab dieser Klasse meist aus Leder ist, wird einem 30-minütigen Test mit Spritzwasser unterzogen. Dabei werden die Schuhe über diese Zeit in einem Becken „gelaufen“ in dem eine 5 cm-hohe Wasserschicht steht. Das entspricht ungefähr einem Regenschauer mit entsprechenden Pfützen. Das Material darf dabei nicht mehr als 30% seines Volumens an Wasser aufnehmen. Ein gutes Beispiel ist der Halbschuh „3700R Respiro“ von Jalas.
Sicherheitsklasse S3
Sicherheitsklasse S3 ist bis auf zwei Punkte identisch mit Klasse S2: Es wird zusätzlich ein Durchtrittschutz verbaut und der Spritzwassertest weitet sich auf 60 Minuten aus. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind Sicherheitsschuhe der Klasse S2 und S3 also nicht wasserdicht, sondern „nur“ wasserabweisend. S3-Schuhe sind die mit am weitest verbreiteten Sicherheitsschuhe aller Klassen. Schuhe wie den Hochschuh „5308“ von ruNNex kann man in so ziemlich jeden Arbeitsumfeld problemlos tragen.
Sicherheitsklasse S4 und S5
Weiter mit den Klassen S4 und S5. Diese Klassen sind identisch mit S2 und S3, müssen jedoch voll geschlossen und wasserdicht sein. Aufgrund dieser Anforderungen sind Schuhe dieser Klassen fast ausschließlich als Gummistiefel anzutreffen. Großer Vorteil dieser Materialien ist eine gewisse Beständigkeit gegenüber Chemikalien, sowie die einfache Pflege. Die Klasse S5, wie z.B. der Gummistiefel „Safest Black“ von Cofra, hat zusätzlich einen Durchtrittschutz verbaut.
Zusatzzertifizierungen
Wenn man die Sicherheitsklassen der Schuhe betrachtet fallen wenige bis viele Buchstabenkombinationen wie „SRC“ oder „HRO“ ins Auge. Dies sind Abkürzungen für Zusatzzertifizierungen, mit denen der Hersteller den Schuh zertifizieren lassen kann.
Schuhe, die mit „A“ gekennzeichnet sind geben an, dass der Schuh antistatisch ist. Ein „E“ deutet auf gutes Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich hin und „FO“ beschreibt eine kohlenwasserstoffbeständige Sohle. Diese 3 Eigenschaften sind grundsätzlich Pflicht für Sicherheitsschuhe ab Klasse S1.
Die Abkürzung „P“ für Penetration gibt an, dass der Schuh über eine durchtrittsichere Sohleneinlage verfügt.
„HRO“ steht für Heat Resistant Outsole und beschreibt eine hitzeresistente Laufsohle. Diese muss Kontakthitze von 300°C mindestens 60 Sekunden lang überstehen, ohne sich zu verformen oder weich zu werden. Diese Zertifizierung tragen fast ausschließlich Schuhe mit einer Laufsohle aus Nitrilgummi.
„CI“ und „HI“ stehen für Cold, bzw. Heat Insulation und geben an, dass das Sohlenkonstrukt gegen Bodenkälte und –wärme isoliert.
„WRU“ ist die Abkürzung für Water Resistant Upper. Dies beschreibt ein wasserabweisendes Obermaterial und ist bei den Klassen S2 und S3 Pflicht.
„WR“ wird meistens an Schuhe vergeben, die eine Membran wie GORE-TEX® verbaut haben. Die Abkürzung steht für Water Resistant und kennzeichnet wasserdichte Schuhe.
„SRC“ setzt sich aus den beiden Zertifizierungen „SRA“ und SRB“ zusammen. Dies sind Abkürzungen für Slip Resistancy A-C und geben die Rutschfestigkeit der Sohle auf verschiedenen Untergründen an. SRA gibt die Rutschfestigkeit auf Keramikfliesen, SRB die auf Stahlböden an. SRC ist die Kombination aus den Beiden. Diese Zertifizierung ist zwar bei keiner Klasse Pflicht, wird jedoch fast immer vergeben.
Mit dieser Information können Sie ganz einfach erkennen, für welche Tätigkeiten z.B. der Stiefel „BERING BIS“ von Cofra geeignet ist. Er trägt die Zertifizierung S3 CI WR SRC. Somit wissen wir, dass der Stiefel laut S3 Kappe und Durchtrittschutz hat. Die Sohle isoliert nach CI vor Bodenkälte. Der Gesamte Schuh ist laut WR wasserdicht und die Sohle ist auf Metallböden – z.B. Gerüsten – rutschfest. Nun ist sofort klar, dass der Schuh für harte Arbeiten im Outdoorbereich ausgelegt ist.
Danke fuer den tollen Blog Beitrag!
Gut zu wissen, dass die Abkürzung „P“ dafür steht, dass der Schuh über eine durchtrittsichere Sohleneinlage verfügt. Ich benötige für Forstarbeiten neues Schuhwerk. Am besten wende ich mich morgen an ein gutes Geschäft für Sicherheitsschuhe.
Super geschrieben.Vielen Dank.
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Gute Arbeit. Danke.
Hallo und vielen Dank für den interessanter Beitrag! Toller Tipp.
Super geschrieben.Vielen Dank.